ich erhoffe mir hier Rat, weil ich ihn in meinem persönlichen Umfeld nicht finde. Ich fühle mich zur Zeit so allein wie noch nie in meinem Leben.

Eigentlich hatte ich einen zufriedenstellenden Weg vor mir. Ich war immer gut auf dem Gymnasium, habe mein Abitur mit 1,8 bestanden. Einziges Problem. Ich hatte nie das Gefühl richtig gut in irgendwas zu sein. Mathe und Naturwissenschaften auf höherem Niveau waren nie meins, Sprachen irgendwie zwar okay, aber keine richtige Passion dafür, und auswendig lernen, ja das konnte ich, aber es ist eben trocken und öde.
Eigentlich wollte ich mal Medizin studieren. Das hat vom NC her nicht geklappt. Dann hab ich völlig überstürzt ein Raumplanungsstudium angefangen, in dem Gruppenarbeit an der Tagesordnung war, und ich einen Idioten im Team hatte, der rein gar nichts gemacht hat. Saß nur nebendran und ließ mich schuften. Dann hab ich natürlich mit ihm geredet, hat nicht geholfen, also schließlich mit den zuständigen Profs, dass es einfach zu viel ist, um es allein zu bewältigen - die hat es auch nicht interessiert. Also habe ich frustriert abgebrochen. Es war eine Notlösung, ich war geschockt vom "System Uni" und das Fach war auch nicht wirklich meine Leidenschaft. Also schnell das mit dem Studium gestrichen. Es ist nicht meins, ich habs probiert. Zu unpersönlich, zu unübersichtlich, unstrukturiert - viel zu viele Freiheiten für mich, um Entscheidungen zu treffen.
Von da an saß mir mein Vater total im Nacken. Er ist Akademiker und meint natürlich, ich müsste studieren. Null Verständnis für meine Situation. Nun werde ich 21, mache eine Ausbildung zur Dipl. Finanzwirtin (FH) und es gefällt mir auch nicht. Der Stoff ist trocken, das Klima im Amt unfreundlich und griesgrämig. Ich habe jeden morgen Steine im Magen, wenn ich dort hin muss, das KANN doch nicht normal sein. Wenn ich abends heimkomme, liege ich im Bett und weine. Meinen Freundeskreis habe ich verloren, aus Scham, jeder dachte immer ich sei so gut und erfolgreich in der Schule, ich traue mich gar nicht mehr an alte Freunde ran. Die Bande sind eh loser und loser geworden, weil ja fast alle weggezogen sind. Ich habe im Moment einfach niemandem, dem ich mich anvertrauen kann. Mein Vater schimpft und schreit nur, statt zu versuchen mich zu verstehen und eine Lösung mit mir zu suchen, meine Mutter traut sich nicht, sich ihm zu widersetzen. Ich bin einfach depressiv und fertig mit den Nerven, ich bin nun 21 und habe immer noch nichts erreicht, nichts gefunden womit ich glücklich bin, ich habe einfach das Gefühl, ich bin für alles zu schlecht. Habe Angst vor anspruchsvollen Ausbildungen. Ich bin zur Zeit so verängstigt, dass ich lieber etwas "leichtes" tun würde, aber dafür wenigstens vielleicht endlich durchziehen könnte. Aber wie gesagt, mein Vater duldet sowas ja nicht. Ich liebe meinen Hund, ich habe Tiere schon immer geliebt. Für Tiermedizin sehe ich mich aber als zu schlecht im naturwissenschaftlichen Bereich, die Uni ist so weit von meiner Heimat weg (das möchte ich nicht) und dann ist da noch der Beruf der Tiermed. Fachangestellten. Ich spiele mit dem Gedanken, die Ausbildung abzubrechen und einfach mal in einer Tierarztpraxis Praktika zu machen, rausfinden ob es passt. Die Sache ist nur, mein Vater würde mich klein machen - und ehrlich gesagt, ich denke ich könnte wirklich endlich SPASS an etwas haben, aber ich habe auch Angst. Ist es wirklich gut, sowas mit meinem Abiturschnitt zu tun? Ich muss ja auch an später denken, klar. Andererseits denke ich dann wieder, wenn ich nie Spaß an einer Arbeit mit höherem Verdienst habe, warum sollte ich? Ich bin im totalen Gefühlschaos, verzweifelt und einfach nur allein. Ich brauche einfach Rat. So kann ich nicht weiter machen, ich bin einfach nurnoch todunglücklich. Ich würde am liebsten morgen schon kündigen, wären da nicht mein Vater und die panischen Angstattacken, dass nie etwas aus mir wird.
