Ausbildung : Nerven am Ende, Depression und Angst

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floxxy
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Registriert: 04.07.2011, 16:15

Ausbildung : Nerven am Ende, Depression und Angst

Beitrag von floxxy »

Hallo liebe Leute,
ich erhoffe mir hier Rat, weil ich ihn in meinem persönlichen Umfeld nicht finde. Ich fühle mich zur Zeit so allein wie noch nie in meinem Leben. :cry: Fangen wir mal vorne an.
Eigentlich hatte ich einen zufriedenstellenden Weg vor mir. Ich war immer gut auf dem Gymnasium, habe mein Abitur mit 1,8 bestanden. Einziges Problem. Ich hatte nie das Gefühl richtig gut in irgendwas zu sein. Mathe und Naturwissenschaften auf höherem Niveau waren nie meins, Sprachen irgendwie zwar okay, aber keine richtige Passion dafür, und auswendig lernen, ja das konnte ich, aber es ist eben trocken und öde.
Eigentlich wollte ich mal Medizin studieren. Das hat vom NC her nicht geklappt. Dann hab ich völlig überstürzt ein Raumplanungsstudium angefangen, in dem Gruppenarbeit an der Tagesordnung war, und ich einen Idioten im Team hatte, der rein gar nichts gemacht hat. Saß nur nebendran und ließ mich schuften. Dann hab ich natürlich mit ihm geredet, hat nicht geholfen, also schließlich mit den zuständigen Profs, dass es einfach zu viel ist, um es allein zu bewältigen - die hat es auch nicht interessiert. Also habe ich frustriert abgebrochen. Es war eine Notlösung, ich war geschockt vom "System Uni" und das Fach war auch nicht wirklich meine Leidenschaft. Also schnell das mit dem Studium gestrichen. Es ist nicht meins, ich habs probiert. Zu unpersönlich, zu unübersichtlich, unstrukturiert - viel zu viele Freiheiten für mich, um Entscheidungen zu treffen.
Von da an saß mir mein Vater total im Nacken. Er ist Akademiker und meint natürlich, ich müsste studieren. Null Verständnis für meine Situation. Nun werde ich 21, mache eine Ausbildung zur Dipl. Finanzwirtin (FH) und es gefällt mir auch nicht. Der Stoff ist trocken, das Klima im Amt unfreundlich und griesgrämig. Ich habe jeden morgen Steine im Magen, wenn ich dort hin muss, das KANN doch nicht normal sein. Wenn ich abends heimkomme, liege ich im Bett und weine. Meinen Freundeskreis habe ich verloren, aus Scham, jeder dachte immer ich sei so gut und erfolgreich in der Schule, ich traue mich gar nicht mehr an alte Freunde ran. Die Bande sind eh loser und loser geworden, weil ja fast alle weggezogen sind. Ich habe im Moment einfach niemandem, dem ich mich anvertrauen kann. Mein Vater schimpft und schreit nur, statt zu versuchen mich zu verstehen und eine Lösung mit mir zu suchen, meine Mutter traut sich nicht, sich ihm zu widersetzen. Ich bin einfach depressiv und fertig mit den Nerven, ich bin nun 21 und habe immer noch nichts erreicht, nichts gefunden womit ich glücklich bin, ich habe einfach das Gefühl, ich bin für alles zu schlecht. Habe Angst vor anspruchsvollen Ausbildungen. Ich bin zur Zeit so verängstigt, dass ich lieber etwas "leichtes" tun würde, aber dafür wenigstens vielleicht endlich durchziehen könnte. Aber wie gesagt, mein Vater duldet sowas ja nicht. Ich liebe meinen Hund, ich habe Tiere schon immer geliebt. Für Tiermedizin sehe ich mich aber als zu schlecht im naturwissenschaftlichen Bereich, die Uni ist so weit von meiner Heimat weg (das möchte ich nicht) und dann ist da noch der Beruf der Tiermed. Fachangestellten. Ich spiele mit dem Gedanken, die Ausbildung abzubrechen und einfach mal in einer Tierarztpraxis Praktika zu machen, rausfinden ob es passt. Die Sache ist nur, mein Vater würde mich klein machen - und ehrlich gesagt, ich denke ich könnte wirklich endlich SPASS an etwas haben, aber ich habe auch Angst. Ist es wirklich gut, sowas mit meinem Abiturschnitt zu tun? Ich muss ja auch an später denken, klar. Andererseits denke ich dann wieder, wenn ich nie Spaß an einer Arbeit mit höherem Verdienst habe, warum sollte ich? Ich bin im totalen Gefühlschaos, verzweifelt und einfach nur allein. Ich brauche einfach Rat. So kann ich nicht weiter machen, ich bin einfach nurnoch todunglücklich. Ich würde am liebsten morgen schon kündigen, wären da nicht mein Vater und die panischen Angstattacken, dass nie etwas aus mir wird. :cry:
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FRAGEN
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Re: Ausbildung : Nerven am Ende, Depression und Angst

Beitrag von FRAGEN »

Hallo floxxy!

Ich weiss nicht, ob man einer völlig Unbekannten in solch einer ernsten Sache aus der Ferne wirklich etwas raten kann. Ich kann für's erste nur mal in den Raum stellen, was mir beim Lesen Deines Postings eingefallen ist:

Zunächst einmal ist das Thema "Tiere", das erste und bislang einzige, was nach echtem Interesse klang... auch deshalb, weil es mit dem ersten Wunsch ("Humanmedizin") auf einer Linie liegt. Interessant finde ich, dass Du nur bei den Tieren die Naturwissenschaften als Problem siehst. War das bei den Menschen anders? Deinen Worten nach ist diese Variante "nur" am NC gescheitert. Was ist korrekt?

Zweitens ist Deine offenbar deutlich ausgeprägte Fähigkeit zur Wissensaneignung (auch wenn es partiell keinen unmittelbaren Spas-Faktor an sich hat) nach allem, was man hört, ein sehr wesentliches Kriterium, um ein Medizinstudium zu bewältigen. Wenn das mit inhaltlichem Interesse und emotionalem Bezug zusammengeht, finde ich das schon recht überlegenswert.

Weniger bedenkenswert kommt mir die Idee vor, etwas "Leichtes" zu suchen. Mir kommt diese Idee sehr stark aus einer akuten Frustration heraus geboren vor... und ich glaube nicht, dass Du damit glücklich wirst. Die Frage nach dem Verdienst ist dabei völlig unerheblich. Ich habe den Eindruck, dass Du einen gewissen Raum brauchst, um ein persönliches Qualitätsbewusstsein auszuleben. M. E. gehen die aktuelle und vergangene Unzufriedenheit (in Amt und Studium) zu einem grossen Teil auf die erzwungene Zusammenarbeit mit Menschen zurück, die Deinen persönlichen Anspruch nicht teilen. Jetzt mal brutalst schematisierend (und trotzdem, ohne irgendwem auf die Füsse treten zu wollen): Das, was Du bislang recht zart in Amt und Arbeitsgruppe erlebt hast, gibt es noch in vielfach potenzierter Form - und zwar umso stärker, je "simpler" das Arbeitsumfeld wird.

Was mich drittes spontan wundert, ist Deine Abneigung gegenüber einem (deutlichen) Ortswechsel... nachdem Du gesagt hast, dass Dein bisheriger Freundeskreis vor Ort praktisch nicht mehr existiert und Du zu Hause eher Demoraliserung als Unterstützung erfährst. Was also hält Dich dort?

Kündigen würde ich BTW nicht, bevor ich eine Vorstellung von der weiteren Richtung hätte...
mister.knister
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Registriert: 29.09.2009, 17:21

Beitrag von mister.knister »

Aloha !

zum afang würd ich dir auf jeden fall raten dich zu ncihts zwingen zu lassen ...meine eltern haben mich zu 2 schulformen und einer ausbildung gedrängt und alles hab cih am ende doch abgebrochen !
jetzt verdiene ich einen witz bin aber unterm strich glücklich oder zumidnest glücklicher ;)

sonst schliesse ich mich komplett meinem vorredner an:

- nicht abbrechen bevor du nix neues hast oder zumindest weist was kommen soll ...

- wenn du zuhaus keinen rückhalt bekommst, bist du allein auf jeden fall besser aufgehoben ( kein negativer einfluss seitens deines vaters und man findet überall neue freunde - es klingt generell so als ob ein tapetenwechsel bei dir wunder bewirken könnte ;) )

ich wünsch dir nur das beste !
floxxy
Beiträge: 8
Registriert: 04.07.2011, 16:15

Beitrag von floxxy »

Hallo Leute!
Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, bis ich wieder von mir hören ließ - aber leider läuft es in meinem Leben nicht besser, weshalb ich teilweise einfach nicht die Kraft dazu hatte..

Danke für eure Worte und Ratschläge, es tut mir echt gut überhaupt mal jemandem etwas davon erzählen zu können.

Jetzt mal zu euren Fragen :

Ja, Tiere sind meine Leidenschaft. Ich hab einfach das Gefühl, mit Menschen besser zu können als mit Tieren. Meine momentane Ausbildung, welche zwar einen hohen Stellenwert hat (duales Studium), in einer Behöre, ist vielleicht nach außen hin ganz toll - aber innerlich verzweifle ich dort, mag die Leute nicht (nichtmal meine Mit-Azubis), und könnte den ganzen Tag auf die Uhr gucken, kein Spaß und kein Interesse an der Arbeit dort. Ich denke einfach, dass ich bei Tieren die Zeit vergessen könnte und endlich Spaß an meinem Leben hätte. Ich habe schon keinen Spaß privat (null Freundeskreis, instabile Familie), ich will wenigstens beruflich mein Glück finden.

Ich hatte ein gutes Abi und kann auch gut lernen, und ja, Medizin hätte mich interessiert - aber es stimmt schon, etwas Angst vor naturwissenschaftlichen Fächern an der Uni hätte ich schon. Ich habe einfach gemerkt, dass man da mit bloßem Lernen nichtmehr weiter kommt. Und zugegebnermaßen, sehe ich mich momentan zu schwach (psychisch) um ein Studium durchzuhalten. Ich war bei der Agentur für Arbeit, habe Tests gemacht, und als die von meinem Fall gehört haben, haben sie mir ehrlich gesagt auch eher zur normalen Ausbildung geraten, weil ich Erfolgserlebnisse bräuchte, weil ich zur Zeit nicht so kraftvoll bin.. und so sehe ich mich innerlich auch. Deswegen meine Überlegung zu einer "einfacheren" Ausbildung mit weniger Geld, wenn ich zur Zeit wenigstens diese schaffen würde. Ich bin einfach nicht mehr der starke, ehrgeizige, lernwillige Mensch, der ich vor zwei Jahren war. Zuviel ist schief gelaufen in meinem Leben seither.

Nun zum Ortswechsel : Das kann ich einfach nicht. Alles, was mir in meinem Leben noch geblieben ist, ist mein Hund. Und meine Familie (die steht zwar nicht zu mir, aber irgendwie ist es das einzig vertraute, was ich noch habe). Ich schließe nicht leicht neue Freundschaften und bin sozial eher nicht so der offene Typ. Ich liebe meine Stadt und das Umland, das Gewohnte, ich passe mich echt nicht leicht Neuerungen an. Und allein fühle ich mich zur Zeit dann noch hilfloser. Ich kann einfach nur mit niemandem über meine Ängste reden. Mein Vater schreit und droht mir an, mich rauszuwerfen, falls ich die Ausbildung nicht durchziehe, obwohl er genau weiß, ich bin dort totunglücklich und komme nicht zurecht, und meine Mutter, sie steht zwar teils hinter mir, will auch dass ich einigermaßen zufrieden bin mit dem was ich mache, aber sie drängt auch immer auf ein gutes Gehalt, und - am schlimmsten : sie ist selbst so instabil (ich denke echt manchmal, es ist erblich bedingt..), dass sie gern zu Alkohol und Medikamenten greift. Ich kann mich ihr nicht anvertrauen, weil sie dann selbst so drunter leidet, dass sie trinkt. Versteht ihr? Und das ist einfach das schlimme daran : Niemand unterstützt mich und ich kann mich noch nichtmal bei jemandem auskotzen und meine Ängste loslassen, weil mir niemand bleibt.
Knightley
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Beitrag von Knightley »

Es muss ja nicht gleich ein Ortswechsel sein, aber wenn du bei der derzeitigen Ausbildung etwas verdienst und von den Eltern nicht finanziell abhängig bist, dann ist eine eigene Wohnung eine Alternative, d.h. ja nicht, dass du den Kontakt abbrechen musst, aber du kannst so etwas freier sein.

So alt bist du ja noch nicht, so dass du gegenüber dem Vater argumentieren kannst, mit Ende 20 immer noch studieren zu können.

Mit einem guten Abitur sollten deine Chancen auf eine Ausbildung nicht so schlecht sein. Die Schwierigkeit besteht wohl eher darin, den Übergang von der einen Ausbildung zur anderen Ausbildung fließend zu gestalten, und es ist zu berücksichtigen, dass das neue Ausbildungsjahr ja schon bald anfängt. Daher stehst du ja vor der Frage, die jetzige Ausbildung abzubrechen und ein Jahr in der Luft zu hängen oder die jetzige Ausbildung ein Jahr weiterzuführen, aber dann könntest du sie auch ganz bis zum Ende machen. :?
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Knightley hat geschrieben:Es muss ja nicht gleich ein Ortswechsel sein, aber wenn du bei der derzeitigen Ausbildung etwas verdienst und von den Eltern nicht finanziell abhängig bist, dann ist eine eigene Wohnung eine Alternative
Über diese Variante würde ich unbedingt sehr ernsthaft nachdenken, floxxy! Möglicherweise ist das genau der Zwischenschritt, den Du in Deinem momentanen Zustand vor dem RICHTIGEN Absprung brauchst: Du hast das Drohpotential des "Rauswurfs" erst einmal elegant aus der Welt geschafft, kannst ohne emotionales Störfeuer von zwei Seiten einmal ruhig für Dich nachdenken... und behältst dabei sogar noch den Hund und die schöne Gegend. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das genau die richtigen Rahmenbedingungen sind, um wieder zu mentalen Kräften zu kommen und die verschiedenen Einflüsse auf Dein allgemeines Befinden einmal sauber zu sortieren und priorisieren. Ganz nebenbei denke ich auch, dass eine fordernde Feierabend-Beschäftigung (Umziehen, Einrichten etc.) Dir zu einem gesunden Abstand gegenüber der Ausbildung verhelfen kann.

Apropos "Ausbildung": Wie lange würde die denn eigentlich noch gehen? Knightley hat ja ganz recht, dass die diesjährige Bewerbungssaison praktisch schon gelaufen ist. Jetzt hast Du erst einmal ein paar Monate Zeit vor der neuen Runde... und kannst Dir in der relativen "Sicherheit" der laufenden Ausbildung relativ entspannt Gedanken über die Folgeschritte machen. Das ist so viel einfacher und angenehmer, als unter dem Druck eines zweiten Abbruchs mit Eltern und Arbeitsamt im Nacken kurzfristig etwas finden zu MÜSSEN! Zumal ich persönlich ja immer noch meine Zweifel habe, ob eine "einfache" Ausbildung der schnellen "Erfolge" wegen tatsächlich die langfristig richtige Lösung für einen normalerweise anspruchsvollen Geist ist...
Harli
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Beitrag von Harli »

Ich würde mir parallel erstmal Hilfe von einem Psychologen suchen. Letztendlich liegen da viele Probleme an, die mit Sicherheit erstmal ver- bzw. bearbeitet werden müssen. Oft bekommt man durch eine Therapie (die ja nicht stationär geschehen muss) neue Wege aufgezeigt. Du wirst wieder gestärkt und kannst Dein Leben neu angreifen.
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