Ein schwerer Unfall, eine psychische Erkrankung, eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, eine Krebserkrankung, eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine schwere Infektion.
Eine längere Krankheit ist mit vielen Widrigkeiten verbunden. Und selbst wenn sie überstanden ist, kann sie noch lange nachwirken. Der Umgang mit der durch die Krankheit entstandene Lücke im Lebenslauf beschäftigt viele Bewerber.
Wie du mit einer chronischen, akuten oder psychischen Krankheit im Lebenslauf umgehst, erfährst du in diesem Ratgeber.
💡 Wie Krankheit im Lebenslauf angeben?
Folgendermaßen kannst du den Lebenslaufeintrag deiner Krankheit formulieren:
- Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit
- Gesundheitliche Auszeit, inzwischen vollständige Genesung und Einsatzbereitschaft
- Medizinische Rehabilitation aufgrund eines operativen Eingriffes
- Rehabilitation nach Erkrankung und berufliche Neuorientierung
- Arbeitsunfähigkeit mit vollkommener Genesung
- Schul- und Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Erkrankung; 07/2021 vollständige Genesung und uneingeschränkte Arbeitsfähigkeit
- 12-monatige Unterbrechung der Schule durch schwere Erkrankung
- Krankheitsbedingte Auszeit
- Klinikaufenthalt, anschließend berufliche Neuorientierung mit Weiterbildungen
Wenn du deine längere Krankheit im Lebenslauf mit einem Zeitraum angibst, dann willst du nicht unbedingt immer deine genaue Diagnose nennen. Denn das ist schließlich deine Privatsache und der Arbeitgeber hat keinen Anspruch auf die Nennung von vergangenen Krankheiten in der Bewerbung.
Die folgenden Ideen und Tipps sollen dir aber dabei helfen, deine Krankheit besser im Lebenslauf darzustellen. Es sind Gedankenanstöße, die du bitte analysieren und weiterdenken sollst. Beachte: Es gibt nicht den ultimativen Tipp, der zu jedem Bewerber und für alle Personaler optimal passt. Dafür sind die Bewerbungssituationen zu unterschiedlich.
➤ #1 Tipp für lange Krankheit im Lebenslauf: Berufliche Orientierung
Zerbrich dir nicht unnötig zu lange den Kopf darüber, wie du eine längere Lücke aufgrund einer Krankheit in deinem Lebenslauf darstellst.
Wofür willst du dich denn jetzt bewerben? Ausbildung, Praktikum, welche Berufe? Willst du im alten Beruf bleiben oder als Quereinsteigerin woanders arbeiten? Es ist erst mal am wichtigsten, dass du dir darüber den Kopf zerbrichst, was dir liegt und welche beruflichen Optionen es für dich gibt.
Und dann ist es wichtig, dass du deine Kompetenzen, dein Fachwissen und deine beruflichen Erfahrungen im Anschreiben optimal formulierst. Erst anschließend befasst du dich gedanklich mit der Integration einer längeren Erkrankung im Lebenslauf und der perfekten Darstellung der krankheitsbedingten Lücke.
➤ #2 Tipp für lange Erkrankung im Lebenslauf: Kleine Schritte machen
Es muss nicht gleich die Ausbildung, es muss nicht gleich der Traumjob sein. Realtalk: Bewerber mit einer Krankheitsgeschichte haben es schwerer auf dem Arbeitsmarkt.
Aber viele Wege führen nach Rom. Fange erst mal wieder klein an: Praktika, Nebenjobs, Teilzeit, Umschulung, Weiterbildung. Du schaffst das!
Unterstützung erhältst du auch bei der Bundesagentur für Arbeit.
➤ #3 Tipp fürs Kaschieren einer längeren Lücke wegen Erkrankung
Jede denkbare “Kaschierung” einer längeren Lücke durch Erkrankung im Lebenslauf ist letztendlich zweifelhafter als die Wahrheit: Denn eine Krankheit ist quasi höhere Gewalt. Wer krank ist, ist entschuldigt.
Die Wahrheit ist: Du kannst eine Lücke von zwei, drei oder mehr Jahren nicht im Lebenslauf verstecken. Aber das Publikum (egal ob im Kino oder auf dem Chefsessel) liebt “Kämpfertypen” – je aussichtsloser, umso mehr.
➤ #4 Tipp für bessere Chancen bei längerer Krankheit: Angabe der Schwerbehinderung
Darüber hinaus kannst du auch mal überlegen, ob du mit deiner Krankheit einen Schwerbehindertenausweis beantragen kannst. Dies ist besonders dann empfehlenswert, wenn du zwar wieder arbeitsfähig, aber aufgrund einer Erkrankung nicht 100 % leistungsfähig bist.
So erhöhst du unter Umständen mit der Angabe des Grades der Behinderung im Lebenslauf deine Chancen auf eine Stelle, besonders im Öffentlichen Dienst und bei größeren Unternehmen.
➤ #5 Tipp für Krankheit im Lebenslauf: Krankheitszeit als Arbeitslosigkeit angeben
Wie schon geschrieben: Du musst die genaue Diagnose deiner Krankheit nicht im Lebenslauf schreiben. Du kannst selbst entscheiden, ob das für dich sinnvoll ist. Falls du auch überhaupt nicht deine Krankheit als Grund für eine Lücke nennen willst, dann könntest du den Zeitraum auch als Arbeitslosenzeit angeben.
Du warst während der krankheitsbedingten Auszeit eben arbeitslos oder arbeitssuchend, was nicht gelogen ist.Diese Vorgehensweise kann aber selbstverständlich neue Probleme bei der Lebenslaufgestaltung aufwerfen. Deshalb nutze sie nur mit Bedacht im Notfall.
➤ #6 Tipp für Lebenslauf: Keine extra Lebenslaufstation für Krankheit aufführen
Sofern es praktikabel ist, solltest du für deine Krankheit keine eigene Lebenslaufstation kreieren. Stattdessen kannst du die Krankheit immer im Rahmen einer anderen Lebenslaufstation angeben.
Denn häufig wurde die Krankheit ja auch zu einem Zeitpunkt diagnostiziert, als du beispielsweise noch einen Job oder einen Bildungsgang absolviert hattest. So fällt die Krankheit in einem umgekehrt chronologischen oder chronologischen Lebenslauf nicht gleich auf.
Wenn du also beispielsweise “Berufliche Erfahrungen”als Rubrik im Lebenslauf wählst, dann beinhaltet diese Rubrik eben auch nur berufliche Erfahrungen. Arbeitslosigkeit oder Krankheit sind dagegen keine beruflichen Erfahrungen.
Daher brauchst du dafür auch nicht einen extra Unterpunkt in der jeweiligen Rubrik gestalten. Stattdessen ergänzt du die Lebenslaufstation gegebenenfalls durch eine Angabe wie “Unterbrechung von x nach y wegen Krankheit”.
➤ #7 Tipp für Krankheit im Lebenslauf: Thematischer Lebenslauf statt Chronologie
Du kannst grundsätzlich deinen Lebenslauf chronologisch, umgekehrt chronologisch oder thematisch strukturieren. Diese Strukturierung bezieht sich auf den gesamten Lebenslauf oder auf die einzelnen Hauptrubriken.
Viele Bewerber mit einer längeren Krankheit greifen auf die chronologische oder umgekehrt chronologische Reihenfolge der Lebenslaufdaten zurück. Diese Chronologie ist aber gerade bei mehrjährigen Lücken durch eine längere Erkrankung nicht ideal.
Daher experimentiere durchaus auch mal mit der thematischen Strukturierung deines Lebenslaufs. Blende die Zeitangaben völlig aus und denke thematisch. Welche Kenntnisse, Erfahrungen, Fähigkeiten usw. hast du vorzuweisen?
In der Regel beginnt ein thematisch strukturierter Lebenslauf nach der Rubrik “Persönliche Daten” mit der Rubrik “Kenntnisse & Fähigkeiten”. Liste alles auf, was für die gewünschte Position relevant sein kann.
So musst du dich viel mehr damit auseinandersetzen, was du tatsächlich kannst. So ein Lebenslauf bzw. Kompetenzprofil kann auch nur aus einer Seite bestehen.
➤ #8 Tipp bei Krankheit: Bewerbung persönlich abgeben
Du kannst auch direkt bei Arbeitgebern deine Bewerbung persönlich abgeben. Gerade ältere Chefs (zum Beispiel im Handwerk) wollen lieber direkt den Bewerber sehen, wie motiviert er ist und ob er sich wirklich für den Beruf interessiert. Aber auch bei vielen Dienstleistungsbetrieben kannst du mit einer persönlichen Vorstellung schon deine Persönlichkeit zeigen, bevor die Lücke aufgrund einer Erkrankung in den Fokus rückt.
Suche dir doch mal ein paar Arbeitgeber raus, die infrage kommen, gehe dort vorbei und frage nach Ausbildungs- oder Arbeitsstellen. Erkläre im Gespräch kurz ehrlich deine Situation. Wenn immer noch Interesse vorhanden ist, kannst du dein Anschreiben oder deine Kontaktdaten dort lassen.
So erhältst du viel mehr Informationen über den Arbeitsmarkt und die Chancen deines Anliegens, als wenn du Bewerbungen auf Stellen verschickst, wo es immer andere Bewerber geben wird, die keine solchen Lücken durch eine Erkrankung haben.
Es ist EINE Bewerbungsstrategie. Aber es ist auch klar, dass sie nicht für alle Berufe und Bewerbungssituationen praktikabel ist.
➤ #9 Tipp bei Lücke im Lebenslauf wegen psychischer Erkrankung
Belastende Lebensumstände können zu psychischen Erkrankungen führen. Allerdings werden diese in der Arbeitswelt häufig noch mit mangelnder Belastbarkeit oder mangelndem Arbeitswillen gleichgesetzt; auch wenn in den letzten Jahren schon ein Umdenken stattgefunden hat.
Die Gründe für eine psychische Erkrankung und dein Umgang damit lassen sich in einem Vorstellungsgespräch besser als in den Bewerbungsunterlagen erläutern. Deshalb lasse die genaue Bezeichnung als psychische Erkrankung im Lebenslauf weg. In einem Vorstellungsgespräch kannst du Einwänden und Vorurteilen besser entgegentreten.
➤ #10 Tipp für Lückenlosigkeit im Lebenslauf wegen langer Krankheit
Lückenlosigkeit im Lebenslauf solltest du nicht zu streng auffassen. Ein Unternehmen wirbt für sich als Arbeitgeber auch nicht mit den schlechten Dingen, beispielsweise dass im letzten Jahr die Belegschaft in Kurzarbeit war oder es dort eine hohe Fluktuation gibt.
Also solltest du es mit der Lückenlosigkeit nicht so eng sehen: Ein (Berufs-)Leben ist nun mal nicht lückenlos, es gibt auch Leerlauf. Das sollte jeder normale Personaler wissen. Und mal ganz ehrlich: Würdest du dich bei einem Arbeitgeber wohlfühlen, die nur Mitarbeiter mit dem perfekten lückenlosen Lebenslauf einstellen?
Schlussgedanken zur Darstellung einer Lücke im Lebenslauf wegen Krankheit
Letztendlich bleibt dir doch nur die Wahrheit: früher oder später. Die Wahrheit ist ja auch befreiend, da du dich nicht verstecken brauchst oder etwas vorspielen musst.
Zu Beginn fühlst du dich bei der ganzen Sache vielleicht nicht sehr wohl. Doch mit der Zeit klappt es auch, weil du es akzeptiert hast, dass es dir ein paar Monate oder Jahre nicht gut ging, du Unterstützung von außerhalb benötigt hast und vielleicht auch weiterhin in Anspruch nimmst.
Dass jemand mal schwer krank war, ist kein Grund, jemanden nicht einzustellen. Personalentscheider achten eher auf Zielstrebigkeit; sie wollen Bewerber, die wissen, was sie wollen. Und als genau ein solcher kannst du dich verkaufen. Denn dein Werdegang sollte zeigen, was du vor deiner Erkrankung geleistet hast und beruflich wolltest.
Wegen deiner Erkrankung gab es eine Unterbrechung, die absolut jeder vernünftige Mensch bzw. Personaler verstehen kann. Wieder gesund hast du dich zielstrebig wieder auf deinen geplanten Weg begeben. Versuche also am besten deine Erkrankung im Anschreiben und im Lebenslauf mehr als “Unterbrechung” des geplanten Weges einzuarbeiten und nicht irgendwie zu verstecken.
Bei Fragen und Problemen zur Darstellung deiner beruflichen Auszeit im Lebenslauf schreibe gerne einen Kommentar oder einen Beitrag im Bewerbungsforum.