Hobbys und Interessen im Lebenslauf angeben oder nicht?

In erster Linie muss das Fundament Ihrer Bewerbung aus Qualifikationen, Fachwissen und Berufserfahrung die Personalverantwortlichen überzeugen. Mit der episch langen und tendenziell einfallslosen Angabe von Hobbys verbessern Sie den Eindruck von Ihren fachlichen und persönlichen Kompetenzen und Leistungen nicht. Hobbys sind daher immer höchstens ein Zusatz, die den gewonnenen positiven Eindruck von Ihren Bewerbungsunterlagen bestätigen können – oder oftmals eben auch nicht, weil es keine “richtigen” Hobbys gibt, die für jeden Bewerber positiv sind.

8 Tipps für die Angabe von Hobbys im Lebenslauf

  1. Ein Hobby, ein Interesse oder ein Engagement im Lebenslauf sollten in der Regel nur angegeben werden, wenn dahinter auch eine eigene Leistung steht, wenn Sie sich dadurch von der Masse abheben und wenn es einen Zusammenhang zur Berufstätigkeit gibt.
  2. Auf die Angabe von allgemeinen Hobbys und Interessen (zum Beispiel lesen, Computer, Musik hören, Freunde treffen, schwimmen) sollte generell verzichtet werden.
  3. Je mehr einschlägige Berufserfahrung Sie haben, desto weniger Platz sollten die Themen Hobby und Interessen in Ihrem Lebenslauf einnehmen. Beispiel: Als 40-jähriger Bauingenieur zählen ausschließlich das Fachwissen und die Berufserfahrung. Es ist für die fundierte Entscheidung der Personaler irrelevant, ob der Bauingenieur in der Freizeit noch segelt, Golf spielt oder klettert.
  4. Je mehr in Ihrem Beruf die Persönlichkeit zählt, desto eher können Sie auch Hobbys und Interessen im Lebenslauf angeben, die etwas über Ihre Persönlichkeit aussagen. Beispiel: Eine 20-jährige Erzieherin kann durchaus angeben, dass sie Instrumente spielt (Dauer angeben) oder sich in einem Verein engagiert (Tätigkeiten angeben).
  5. Die Angabe von Hobbys ist dann angebracht, wenn Ihre Hobbys etwas mit der angestrebten beruflichen Tätigkeit zu tun haben, Sie aber keine einschlägige Berufserfahrung vorweisen können, weil Sie beispielsweise Quereinsteiger sind. Beispiel: Eine 30-jährige Chemielaborantin möchte nach der Elternzeit wieder ins Berufsleben als Verkäuferin in einem Geschäft für Tierbedarf zurückkehren. Dann ist die Angabe des 5-jährigen Reitunterrichts und der Absolvierung von Reitprüfungen angebracht.
  6. Die Angabe von Hobbys und Interessen erfolgt am Ende des Lebenslaufes.
  7. Wenn Sie ein paar Hobbys im Lebenslauf angeben, dann sollte auch deutlich erkennbar sein, auf welchem Niveau, mit welchem Zeitaufwand, mit welchem Aufgabenspektrum oder mit welchem Erfolg Sie die Hobbys betreiben.
  8. Ein ehrenamtliches Engagement in einem Verein, in dem Sie aktiv mitarbeiten, ist besser als jedes Hobby. Wenn Sie solche ehrenamtlichen Engagements betreiben, dann sollten Sie sie auch als solche benennen und Ihre Aufgaben näher angeben.

So integrieren Sie Ihre Hobbys in den Lebenslauf

Im Allgemeinen integrieren Sie Ihre Hobbys in der Hauptrubrik “Kenntnisse und Fähigkeiten”. Diese Rubrik ist in den meisten Fällen die letzte Rubrik im Lebenslauf. Hier machen Sie vielfältige Angaben zu Ihrem Fachwissen und sonstigen berufspraktischen Zeiten: neben Hobbys sind das vor allem EDV-Kenntnisse, Sprachkenntnisse, Weiterbildungen, Ehrenämter oder auch Auslandsaufenthalte.

Je nachdem wie umfangreich Ihre weiteren Kenntnisse und Fähigkeiten sind und was Sie hervorheben wollen, können Sie

die Bezeichnung der Hauptrubrik “Kenntnisse und Fähigkeiten” anpassen, die Hauptrubrik mit Unterrubriken unterteilen oder gleichrangige Hauptrubriken erstellen, so dass die eigentliche Hauptrubrik “Kenntnisse und Fähigkeiten” wegfällt.

Letzteres ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie über verschiedene wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die Sie deutlich sichtbar präsentieren wollen, zum Beispiel neben Hobbys auch vielfältige Sprach- und EDV-Kenntnisse:

Sprachkenntnisse

Englischverhandlungssicher, C1
Spanischfließend in Wort und Schrift, B2
ItalienischGrundkenntnisse, A2

EDV-Kenntnisse

TextverarbeitungMicrosoft Word, LibreOffice Writer (sehr gute Kenntnisse), LaTeX (gute Kenntnisse)
BildbearbeitungAdobe Photoshop, GIMP (Grundkenntnisse)
HardwareReparatur von Komponenten aus Laptop, PC und Server (sehr gute Kenntnisse)

Hobbys

Gitarre spielenseit fünf Jahren, mehrmalige Teilnahme bei “Jugend musiziert”
Trainer E-Juniorenseit zwei Jahren beim Fußballverein 1. FC Berlin, Trainingsplanung, pädagogische Anleitung, Spielorganisation

Als Alternative bietet es sich an, unter der Hauptrubrik “Kenntnisse und Fähigkeiten” gleichrangige Unterrubriken zu erstellen:

Kenntnisse und Fähigkeiten

SprachkenntnisseEnglisch (verhandlungssicher, C1), Französisch (fließend in Wort und Schrift, B2)
TextverarbeitungMicrosoft Word, LibreOffice Writer (sehr gute Kenntnisse), LaTeX (gute Kenntnisse)
TabellenkalkulationMicrosoft Excel, LibreOffice Calc (gute Kenntnisse)
HobbysGitarre spielen (seit fünf Jahren, mehrmalige Teilnahme bei “Jugend musiziert”)

Trainer E-Junioren 1. FC Berlin (seit zwei Jahren, Trainingsplanung, pädagogische Anleitung, Spielorganisation)
FührerscheinKlasse B

Bevor Sie über Hobbys und Interessen im Lebenslauf nachdenken

Setzen Sie sich zuerst konzentriert und intensiv mit den wirklich wichtigen Bewerbungsthemen auseinander: die Auseinandersetzung mit Themen um die Angabe von Hobbys, Eltern, Unterschrift oder Lücken sind zweit- oder drittrangig. Erst wenn Sie die erstrangigen Bewerbungsthemen zufriedenstellend bearbeitet und damit ein tragfähiges Fundament erstellt haben, sollten Sie die weniger wichtigen Details bearbeiten.

Es gibt keine allgemeingültigen “Geheimtipps” bei der Angabe von Hobbys im Lebenslauf, weil jeder Bewerber individuell ist und auch die Personaler der potentiellen Arbeitgeber unterschiedliche Vorstellungen haben. Außerdem sind für den Personaler Schlussfolgerungen aus den Hobbys sehr fehleranfällig: kein guter Personaler, der wirklich qualifizierte Mitarbeiter einstellen will, wird sich durch die Hobby-Darstellung von der Einschätzung der fachlichen Aspekte abbringen lassen.

Versetzen Sie sich einfach einmal in die Position eines Unternehmens: Warum sollte ein Arbeitgeber einen Bewerber aufgrund seiner Hobbys immer positiver bewerten? Ein gutes Unternehmen sucht doch im Grunde nach Mitarbeitern, die fachlich fehlerlos und selbstständig die Aufgaben der Stelle bearbeiten können und die langfristig im Unternehmen keine Probleme verursachen.

Deshalb argumentieren Sie vor allem immer mit den fachlichen Fakten Ihres Lebenslaufes; dazu gehören Hobbys in der Regel nicht, zudem sie sich auch nicht überprüfen lassen, was zum Beispiel den Zeitaufwand oder die Intensität betrifft.

“Leerer” Lebenslauf bei Schülern, Auszubildenden und Studenten – Hobbys und Interessen als Ausweg?

Wenn Sie noch nicht so viel Berufserfahrung aufzuweisen haben, dann sieht der Lebenslauf oftmals “leer” aus, so dass die Versuchung groß ist, den Lebenslauf mit der Angabe von Hobbys aufzufüllen. Wobei so ein “leerer” Lebenslauf auch den Großteil Ihrer Mitbewerber betrifft.

Aber auch in diesem Fall sollten Sie zuerst daran arbeiten, Ihre Qualifikationen, Ihr Fachwissen, Ihre Berufserfahrungen und Ihre Motivation zu erschließen und in den Vordergrund zu rücken. Das erreichen Sie am besten, wenn Sie Ihre bisherigen Zeiträume im Lebenslauf ausführlicher beschreiben, beispielsweise durch die Angabe von Lieblingsfächern als Schüler, von durchgeführten Tätigkeiten als Auszubildender oder von Schwerpunktfächern oder Praktika als Student.

Grundsätzlich sollten Sie so in Ihrer Bewerbung ausreichend Argumente angeben können, die für Ihre Eignung sprechen. Die Angabe von Hobbys und Interessen kann dann als Zusatz unter obigen Regeln erfolgen, die Ihre Bewerbung etwas persönlicher macht und worauf in einem Vorstellungsgespräch als Small-Talk kurz Bezug genommen werden kann.

Angabe der Hobbys und Interessen bei Quereinsteigern

Quereinsteiger haben oftmals das Problem, dass sie über keine einschlägige Berufserfahrung verfügen. In diesem Ausnahmefall kann es ratsam sein, das fachliche Interesse durch Hobbys zu untermauern, bei denen berufsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten erworben wurden.

Wenn sich allerdings kein Zusammenhang zwischen den Hobbys und der potentiellen Berufstätigkeit herstellen lässt, dann sollte der Bewerber auch in dieser Bewerbungssituation auf die Hobbyangabe verzichten.

Denn die “richtigen” Hobbys und Interessen im Lebenslauf können teilweise Rückschlüsse auf die persönlichen Eigenschaften zulassen, die “falschen” Hobbys und Interessen dagegen können sich unter Umständen nachteilig auf die Bewerbung auswirken.

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